Das verdienstvolle Wirken von Humanist und Heimatforscher Prof. Dr. Rühfel wurde am 13. Juli 2005 von der Stadt Bobingen mit einer Gedenktafel an der Alten Schule in Straßberg geehrt. Der 1. Bürgermeister Bernd Müller und Vertreter der Stadt Bobingen konnten zu diesem Festakt viele Freunde des Schriftstellers und ca. 70 Angehörige bzw. Nachkommen der Großfamilie Rühfel begrüßen



Zu den Ehrengästen zählten dabei auch die beiden noch lebenden Töchter des Heimatdichters, Brunhilde Wanser und Gertrud Meidinger
Ihnen wurde als Dank für ihr Kommen und in Anlehnung der Werke ihres Vaters vom 1. Bürgermeister eine „Bobinger Heimatchronik“ überreicht
 

Der geehrte Rühfel galt als scharfsinnig und höchst intelligent, so soll Rühfel zwischen 10 und 15 Sprachen fließend gesprochen haben.
Als Lehrer in Straßberg galt er als sehr streng, als Vater jedoch milde und nachsichtig.
Die Heimat und die Erforschung der Natur war seine ganze Leidenschaft, so legte Josef Rühfel mit seinen heimatkundlichen Forschungen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen identitätsstiftenden Grundstein für die Heimat Straßberg.
Seine umfangreichen wissenschaftlichen Schriften sind bis heute einzigartig und werden immer wieder gerne gelesen und zitiert.
Ebenso ist sein Wirken durch einen Beitrag in der Stadtgeschichte Bobingens vielen Bürgern bestens bekannt.
Die Fülle der erschlossenen Themen, wie Natur-, Pflanzen- und Tierbeobachtungen, Flurnamenforschung, Brauchtumskunde, Sagen, Legenden, Mythologie und ortsgeschichtliche Forschungen verweisen auf einen Wissenschaftler, der dem Bilde eines Universalgelehrten des neunzehnten Jahrhunderts entspricht.

Mit der Anbringung einer Gedenktafel in Straßberg wird so auf Dauer an das große Wirken von Rühfel erinnert.

Der Festakt selbst begann und endete mit Liedern vom „Straßberger Viergesang“

 

Die anwesenden Gäste wurden anschließend vom Bürgermeister zu einem kleinen Imbiss auf den Straßberger Grillplatz eingeladen, Geschichtsinteressierte konnten dabei die unlängst freigelegten Hügelgräber besichtigen. So wird die Geschichte Straßbergs nicht nur durch Josef Rühfel lebendig erhalten, sie erneuert sich auch von selbst durch Ausgrabungen und wertvolle Funde.

Quelle: Gögginger Neue Presse , Ausgabe 8 / August 2005

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"In der Heimat einen Schatz gefunden"

Groß war die Zahl der geladenen Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet, die zur Ehrungsfeier ihres Verwandten, Professor Doktor Josef Rühfel gekommen waren. Die Stadt Bobingen widmete dem am 21. September 1878 in Straßberg geborenen Heimatforscher und Lehrer nun eine Gedenktafel an der Außenwand der alten Schule.
"Sind Sie nicht die??", "Wir kennen uns, glaube ich von??" - Fragen wie diese gab es häufig zu hören, als die rund 100 Angehörigen vor der alten Schule auf den Festakt warteten. Miteinander vertraute Gruppen tauschten Neuigkeiten aus, andere suchten nach bekannten Gesichtern, wieder andere packten die Möglichkeit beim Schopf, durch Gespräche mit der Verwandtschaft die Wurzeln und Verästelungen ihres Stammbaums genauer zu ergründen.
Diese Anzahl von Gästen, die in ganz Deutschland zu Hause sind, nach Straßberg zu laden, war unter anderem das Werk von Josef Rühfels Tochter Brunhilde Wanser, Bobingens Kulturamtsleiter Reinhold Lenski und dem Standesbeamten Rainer Geh, der ebenso zu Josef Rühfels weitem Verwandtschaftskreis zählt. Er habe in den Geburtenbüchern der Stadt recherchiert und sei auf diese Weise auf die Namen der Nachkommen gestoßen, erzählt der Standesbeamte.

Ein weißes Bauernhaus
"Ich kann mich noch genau an das Haus erinnern, aus dem Josef Rühfels stammt, erzählt der Straßberger. "Es war ein weißes Bauernhaus mit grünen Fensterläden an der Frieda-Forster-Straße, dort, wo heute der Friseursalon ist." Sein Anwesen habe der Drittgeborene Alois geerbt, Vater des noch lebenden Friedrich Rühfel, der als Einziger in Straßberg noch diesen Namen trägt.
Dass Josef eine Schule besuchte, war nach den Worten des Standesbeamten ein Zufall gewesen. Geh erinnert sich: Eines Tages sei der damalige Pfarrer an Rühfels Vater, einen Molkereibesitzer und Landwirt, herangetreten und hätte ihn gebeten, den intelligenten Sohn doch auf eine Schule zu schicken. Der Vater sei anfangs skeptisch gewesen, habe er doch noch zwölf weitere Mäuler zu stopfen gehabt. Letztendlich landete Josef dann doch bei den Stephanern in Augsburg. Anschließend studierte der spätere Professor Philosophie und Philologie in Augsburg und München und bekam seine erste Anstellung als Lehrer in Vegesack bei Bremen.

Er kannte jeden Pfad, jedes Gehöft
Trotz einer weiteren Versetzung in die Nähe von Fulda verlor er sein Heimatdorf nie aus dem Herzen. Den Recherchen Reinhold Lenskis nach verbrachte er die Ferien regelmäßig vom ersten bis zum letzten Tag in Straßberg, wo er täglich weite Wanderungen unternahm. Er kannte jeden Pfad, jedes Gehöft, jeden Waldarbeiter und Bauern in der Umgebung. Von Letzteren erfuhr er auch die vielen Sagen, Geschichten und Erzählungen, die der Heimatforscher in Büchern hinterließ, denen er sich bis zu seinem Tod am 2. März 1956 in Fürth widmete.

Den Berichten zufolge taute der sonst sehr strenge Lehrer in der Natur seiner Heimat stets völlig auf. Er sei hier stets gelöst, lustig und viel aufgeschlossener als im Alltag gewesen. Dies kann auch die Nürnbergerin Rosita Gabler, eine Enkelin Rühfels, bestätigen, die ihren Großvater oft besuchte: "In seiner Wohnung war alles voller Bücher, diese Atmosphäre empfand ich als Kind als sehr erdrückend. Er war sehr streng, doch die Natur machte aus ihm einen anderen Menschen".
Um 1920 verfasste Prof. Dr. Rühfel die "Geschichte des Dorfes Strassberg bei Augsburg". Im Vorwort des Buches erzählt der Heimatforscher von seiner Absicht "die Gegend zwischen Wertach und Schwarzach, ungefähr von Wellenburg bis Guggenberg, in einer Reihe von Einzelarbeiten zu schildern". Das diesem Werk zugrunde liegende archivarische und literarische Material aus der Zeit Josef Rühfels, das die Lebensverhältnisse der Menschen und deren natürliche und geografische Grundlage beschreibt, macht dieses Buch zu einem heimatkundlichen Schatz.
Ein Zitat daraus liegt Bürgermeister Bernd Müller besonders am Herzen, wie er in seiner Rede betonte: "Ich habe gelernt, was Heimat heißt, und darin einen Schatz gefunden, der mich reich macht und in dessen Besitz ich nie wieder arm werden kann".

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